Volker Andresen

2010 Wegweiser 2004 Wegweiser

Christian Cay Lorenz Hirschfeld schrieb 1779 in seiner Theorie der Gartenkunst:“...der Irrthum gewisser Leute, denen Geschmack vorgeben ist, daß Sie überall Kunst fordern, und nur dann zufrieden sind, wenn Sie hervorsticht, dahingegen wahrer Geschmack darin besteht, die Kunst zu verbergen, zumal wenn von Naturwerken die Rede ist.“ Hier ist die Rede vom Garten englischen Stils, der sich damals im Gegensatz zum französischen in ganz Europa im Zuge der Aufklärung durchsetzte. Kurorte, Bäderstädte, Landesgartenschauen und Bundeswandertage ahmen in ihrer Gestalt landschaftlicher Restaurierung und Leitlinierung immer noch das Vorbild dieses Landschaftsstils nach. Synkretismus war schon zu Hirschfelds Zeiten eine angewandte Technik zu Erzeugung „lachender, fürchterlicher, zauberischer Scenen“. Heute lebt diese Mode bis in die kleinsten Vorgärten fort und ist in den Gartencentern als Bausatz zu erwerben. Der Wegweiser begrüßt am Rande des historischen Stadtkerns von Belzig seine Besucher und Anwohner mit 7 weiteren Attraktionen , die wie die Titel für Orte einer Elebniswelt anmuten. Die betitelten Naturwerke und Parkstaffagen sind aber nicht auffindbar. Der Wegweiser spielt mit der Erwartung einer Ankündigung und der Begrifflichkeit von Attraktionen. Ist die Wegweisung verlässlich? Ist die Natur benennbar? Bad Belzig, dank seiner geförderten Stadtentwicklung im (neudeutsch) touristischen Segment, am Rande der eiszeitlichen Gletscherzunge, profitiert mit seiner lieblich geschwungenen Endmoränenlandschaft vom neuerweckten preussischen Arkadien und seiner monarchistischen Illusionslandschaft. Das touristische Magnetfeld wird die 2015 eröffnete Buga Havelregion sein, die, Potsdam einbindend, ebenfalls Belzig in eine frohe Zukunft blicken läßt. Schon 2012 werden die deutschen Wanderer wegweisersuchend, die Stadt bevölkern. Sie werden dem Wald von Schildern folgend der Frage nach der Landschaft nachwandern. Werden Sie Sie finden?